Preisfrage: Was haben das Wiesbadener Walhalla-Theater, eine Ukulele und ein Lamm gemeinsam, das mit der Krone weggelaufen ist? Klar – es muss sich um ein Konzert von Hannah Köpf handeln! Doch von Anfang an…
Hannah Köpfs drittes Album „Lonely Dancer“ ist eine Wucht. Meinen Bericht dazu findet Ihr unter https://rustypictures.wordpress.com/2014/08/15/sing-another-song-hannah-kopf-prasentiert-drittes-album/. Nun ist die Kölner Künstlerin mit ihrer Band auf Deutschland-Tour – und machte dabei auch in der hessischen Landeshauptstadt Station.
Mit ihren vier Mitstreitern präsentiert Hannah Köpf ein grandioses Potpourri aus den Songs ihres neuen Albums, hat aber auch Songs ihrer vorherigen Longplayer „Stories Untold“ und „Flying Free“ und – man höre und staune – von der hierzulande weitgehend unbekannten amerikanischen Singer-Songwriterin Judee Sill im Gepäck.
Schon nach den ersten Takten wird klar: Der Sprung vom Studio auf die Bühne des Walhalla ist mehr als geglückt: Die Vocals sitzen, die Instrumentierung lässt keine Streicher, keine Blechbläsersätze vermissen. Überhaupt: Außer dem Stimmdoppler sind keine Synthesizer oder anderer elektronischer Schnickschnack im Aufgebot. Ob Piano, Kontrabass, Drums, Hannah Köpfs Ukulele und viele Gitarren – alles ist wie aus einem Guss. Die Musiker sind allesamt Multiinstrumentalisten. Besonders Bastian Ruppert wechselt beherzt zwischen Akustik- und E-Gitarre, weiß aber auch an der Posaune zu überzeugen. Gleiches gilt für Tim Dudek an den Drums, der nicht nur als Background-Sänger unterstützt, sondern auch mal zur Gitarre greift – und der das aktuelle Album „Lonely Dancer“ coproduziert hat.
Doch zurück zum Konzert. Hannah Köpf präsentiert sich als wahrer Charmebolzen, zieht das Publikum sofort in ihren Bann und weiß zu jedem Song eine Anekdote oder die Entstehungsgeschichte beizusteuern. Ganz gleich ob „Hooked“, der vom Nervpotenzial der allgegenwärtigen Social Networks handelt, oder „The Lonesome Hill“, in dem sie sich wünscht, auch in vielen Jahrzehnten noch eine glückliche und erfüllte Beziehung zu führen, das Programm ist eine absolut gelungene Mischung. Und dann sind da noch die Songs von Judee Sill, die Hannah Köpf immer wieder einstreut. Gospelig. Groovend. Vor Blue-Notes nur so triefend. Gewöhnungsbedürftige Texte zwar, aber musikalisch ganz weit vorne. Und so kommen die Konzertbesucher auch in den Genuss des Lamms mit der Krone – denn die Zeile „But I laughed so hard, I cried, and the lamb ran away with the crown.“ wird bei der zweiten und letzten Zugabe zum hymnischen Kanon, bei dem sich das begeisterte Publikum und die Künstler auf der Bühne großartig ergänzen.
Schade, dass eine solche Künstlerin keine größeren Bühnen und keine größere Aufmerksamkeit bekommt, sie hätte es verdient. Für alle anwesenden Zuhörer aber ein unvergesslicher, intimer Abend! Die weiteren Tourdaten gibt es auf Hannahs Webseite unter http://www.hannahkoepf.com. Hingehen. Unbedingt.