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Papa Loves Mambo – Tom Gaebel und Sarahs Ballroom eröffnen Jazz & Joy 2010 auf dem Weckerlingplatz

Weckerlingplatz Worms, Freitag Abend bei bestem Wetter. Perfekte Rahmenbedingungen für einen schönen Wochenausklang. Kurz nach 19h geht’s los, als Sarah Lipfert mit ihrem Quartett Sarah’s Ballroom auf die Bühne kommt. Zwar ist noch niemand da, der sie hätte ankündigen können, aber das nimmt die Mannheimerin kurzerhand selbst in die Hand. Und während im Schatten des Wormser Doms langsam die Sonne untergeht, geht sie auf der Bühne auf: Schöne Melodien, gediegene Töne und gekonnte Soli bringen die zahlreichen Gäste in Stimmung.

Nach der Eröffnungsrede des Wormser Bürgermeisters und einer kurzen Ansprache von Doris Ahnen, der rheinland-pfälzischen Ministerin für Bildung und Kultur, kommt Tom Gaebel mit seiner elfköpfigen Big Band auf die Bühne. Erster Song: Frank Sinatra’s „New York, New York“. Und schon s(w)ingen die Ersten mit. Doch „Mr. Good Life“, der am 4. Juni seinen 35. Geburtstag feiert, setzt direkt nach – und spielt die fetzige Nummer „Am I The Same Guy?“, ein Song aus seinem Album „Don’t Wanna Dance“. Danach wird es soulig – Gaebel hat die Ray Charles Gedächtnisbrille aufgesetzt und gibt „Hallelujah, I Just Love Her So“ sehr authentisch und mit voller Inbrunst zum Besten. Die Stimmung im Publikum steigt – klar, denn bislang standen nur bekannte Lieder mit hohem „Mitsing-Faktor“ auf der Setliste. Nach einem kleinen Ausflug in südlichere Gefilde mit „Papa Loves Mambo“ und dem Funk-Kracher „Papa’s Got A Brand New Bag“ kommt mit „Just Help Yourself“ der erste – und leider auch einzige – Track des neuen Albums. Schade, denn da hätte ein klein wenig mehr Abwechslung gut getan.

Die Big Band präsentiert sich in Topform, die Solo-Darbietungen sind klasse und Gaebel selbst sichtlich gut gelaunt. Zwar nicht immer 100 % textsicher, aber für jeden Spaß zu haben, schäkert er mit den Wormsern und schickt Grüße zu Nena, die ein paar hundert Meter Luftlinie weiter das zweite Auftaktkonzert des Jazz & Joy Festivals 2010 gibt. Nicht fehlen darf der obligatorische „Drum-Battle“, für den extra ein kleines Schlagzeug für den Multiinstrumentalisten Gaebel aufgebaut wird: Zehn Minuten Schlagzeugsalven und ein rhythmisches Frage- und Antwort-Spiel zwischen Bandleader und Drummer Florian Bungardt begeistern das Publikum. Die Zuhörer(innen) danken es mit großem Applaus. Und spätestens jetzt hat sich der Weckerlingplatz auch so richtig eingegroovt, die ersten Weingläser fallen und der Liebfrauenriesling ergießt sich über die Tische. Doch das tut der Stimmung keinen Abbruch: Schon lange vor den beiden Zugaben gibt es Standing Ovations. Und als Gaebel für „Good Life“ und „Bad Bad Leroy Brown“ noch einmal zurück auf die Bühne kommt, stehen und tanzen fast alle.

Back to the roots – Tom Gaebels neues Album ist eine Hommage an die „Swinging Sixties“

Nach dem Hype um Roger Cicero vor ein paar Jahren ist es fast schon ein bisschen still geworden um Swing aus Deutschland. Aber auch nur fast, denn einer ist mehr denn je dabei, dem Musikstil seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken – Tom Gaebel. Im Gegensatz zu vielen, die mal ein Swing-Album aufgenommen haben, ist der Wahlkölner einer der wenigen Interpreten, die diese Stilrichtung nicht nur brav nachbeten, sondern sogar mitgestalten. Auf seinem kürzlich erschienenen, vierten Album „Music To Watch Girls By“ nimmt sich der Sänger, Komponist und Multiinstrumentalist vor allem die Songs der 1960er Jahre vor. Acht der 13 Tracks des Longplayers stammen mehrheitlich aus dieser Zeit, die anderen fünf hat Tom Gaebel selbst geschrieben.

Und kaum verschwindet die CD in der Schublade des Players, schon macht sich eine gediegene Lässigkeit bemerkbar, die sich quasi wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht. Und das ist nicht nur der Verdienst des jungenhaften Sängers mit der markanten Stimme, sondern auch der seiner elfköpfige Big Band. Denn die macht wirklich einen tollen Job – und adaptiert die teilweise fast 50 Jahre alten Songs problemlos ins Jahr 2010, ohne dass es irgendwie altbacken oder gestrig klingen würde. Mir haben vor allem das Tom Jones-Cover „Help Yourself“, der Frank Sinatra-Song „What Now My Love“ gefallen. Genauso wie Tom Gaebels Eigenkomposition „Close To You“. Letztere ist fast schon ein bisschen sehr pompös mit Harfe, Glocken und vehementem Einsatz der Blechbläser-Section arrangiert – aber gerade deswegen sehr charmant. Ich weiß, auch bei Katie Meluas Album „The House“ habe ich bereits ein Lied für den nächsten James Bond-Film empfohlen, aber auch bei Tom Gaebels „You Took Your Love Away“ drängt sich dieser Vergleich ebenfalls auf – coole Streicher, epische Bläser – toll!

Fazit: „Music To Watch Girls By“ ist rund 50 Minuten gute Laune – und das nicht nur für ausgewiesene Jazz- oder Swingfans. Tom Gaebel ist einfach ein großartiger Entertainer, der seine Zuhörer oder Zuschauer mit seiner Musik glücklich macht – ganz gleich ob auf CD oder live. Am Freitag, den 04. Juni tritt Tom Gaebel übrigens beim Jazz & Joy Festival 2010 in Worms auf.