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Großartige Musik und ein Unwetter zur Pause – David Sanborn und Tower Of Power in Mainz

Die Stimmung ist gut, die Sonne knallt vom Himmel – fehlen eigentlich nur noch die passende Musik und ein kühles Bier. Genauso sollte ein Open Air Konzert beginnen! Kaum ausgesprochen, geht es auch schon los, als Saxophonist David Sanborn, Drummer-Legende Steve Gadd und Organist Joey DeFrancesco am Mittwoch, den 14. Juli um kurz nach sieben die Bühne im Mainzer Volkspark betreten. Bluesig und soulig startet der Abend, die drei Spitzenmusiker sind gut gelaunt und haben merklich Spaß daran, das zahlreich erschienene Publikum mit ihren Songs zu unterhalten. Die meisten stammen von Sanborns jüngstem Album „Only Everything“ und glänzen durch brilliante Arrangements und furiose Soli auf allen drei Instrumenten. Mit dabei sind aber auch Songs wie „Let The Good Times Roll“ oder dem Jazz-Standard „Basin Street Blues“. Der Mann an der Orgel singt hier und da mit weicher Stimme.

Fast scheint alles perfekt, aber dann wird schnell klar, was Sache ist. Innerhalb von Minuten verdunkelt sich der Himmel, Blitze zucken von allen Seiten. Und während die ersten Gäste schon die Flucht ergreifen, fliegen Bauzäune durch die Gegend, brechen meterlange Äste von den Bäumen und Sonnenschirme fliegen davon. Kurz, bevor die Welt ganz unterzugehen scheint, kämpft sich Ludwig Jantzer, Programmplaner des Frankfurter Hofs und verantwortlich für die „Summer in the City“-Konzerte, durch Regen und heftige Windböen nach vorne ans Mikrofon und verkündet, dass es nach dem Unwetter mit Tower Of Power weitergehen wird.

Rund eine halbe Stunde später hat sich der Sturzbach vom Himmel in ein paar harmlose Tröpfchen verwandelt, der Himmel ist heller, die Luft merklich abgekühlt. Es kann also weitergehen. Die Uhr zeigt Viertel von neun, als die Soul & Funk-Titanen aus Oakland, Kalifornien, die ersten Grooves auf das fast vollständig zurückgekehrte Publikum loslassen. Dass die Stühle nass sind, scheint kaum jemand zu interessieren, denn spätestens ab Lied Nummer 2, „Soul With A Capital S“ grooven und tanzen fast alle im Stehen. Bei „Only So Much Oil In The Ground“, mit Sicherheit ein kleiner Seitenhieb auf die andauernden Versuche, das Ölbohrloch im Golf von Mexiko zu schließen, steht der gesamte Volkspark. Es folgt der für „TOP“ so typische Mix aus souligen Balladen und teuflisch groovenden Uptempo-Stücken, alten Songs aus den 1970er und 1980er Jahren bis hin zum aktuellen Cover „Me And Mrs. Jones“, gekrönt durch die absolut beeindruckende Stimme von Larry Braggs, dem Mann am Mikrofon. Natürlich dürfen auch die obligatorischen Tracks wie „What Is Hip?“ oder „Diggin‘ On James Brown“ nicht fehlen. Letzteres ist eingebettet in das Medley „Star Time“, welches vom neuesten Album „Great American Soulbook“ stammt – und eine Verbeugung vor dem verstorbenen Meister des Rhythm & Blues höchstselbst ist. Erstmals mit der Band auf Deutschland-Tour ist Gitarrist Jerry Cortez. Und der Mann überzeugt auf Anhieb, spielt gleich mehrere brilliante Soli und weiß auch gestandene Tower Of Power Fans, die ja eher Verfechter des Blechbläser-lastigen Sounds sind, innerhalb von Sekunden mit seiner Spielfreude zu überzeugen.

Nach rund 85 Minuten ist Schluss, mit den beiden Zugaben „You’re Still A Young Man“ und dem Kracher „Souled Out“ entlassen die US-Amerikaner ihr hochzufriedenes Publikum in die mittlerweile laue Sommernacht. An ein Gewitter kann sich kaum noch jemand erinnern, höchstens ein kleines bißchen Wetterleuchten, denn zwei so grandiose Konzerte lassen alle anderen Eindrücke des Abends einfach verblassen, äh… abblitzen, pardon: im Regen stehen!

Aalener Jazzfest reloaded, oder: Der Samstag Abend

Meine Kritik von „C-Dur-Daniel“ Powter hat schon ein paar Wellen geschlagen. Gut so! Dem Typ gehört echt das Handwerk gelegt. Schön, dass auch die Kollegen von der Schwäbischen Zeitung den Auftritt ein wenig kritischer sehen, nachzulesen auf deren Webseite!

Für alle, die auch den restlichen Samstagabend auf dem Jazzfest nachlesen möchten: Habe die „Special“-Seite hier im Blog ergänzt. Enjoy!

What a weekend: Jazzfest Aalen 2009

Jazzfest Aalen 2009 – ich war dabei! Zumindest an zwei Tagen. Elf Konzerte, viele große Künstler, viele Neuentdeckungen – und eine große Enttäuschung. Aber dazu später! Ein dickes Lob und Dankeschön an Heiko – war ein geiles Wochenende!!! Die ausfürhliche Beschreibung meines ersten Festivalabends vom Freitag, 06.11.2009 gibts hier im Special. Der Samstag Abend folgt!

You got to funkyfize!

Okay. Wäre der Spruch „Je oller je doller“ eine Jacke – sie wäre nicht nur derbe abgegriffen vom vielen Benutzen, sondern auch völlig aus der Mode! Aber auf keine Band der Welt trifft sie besser zu als auf Tower Of Power, denn die Soul-Funk-Truppe aus Oakland / California gehört zum Besten, was das Genre hervorgebracht hat. Und das schon seit ihrer Gründung Ende der 1960er Jahre.

Dabei haben die beiden Bandleader Emilio Castillo und Stephen „The Funky Doctor“ Kupka musikalische Maßstäbe gesetzt. Berühmt-berüchtigt sind Tower Of Power für ihre Bläser-Section und die auf den Punkt gespielten Arrangements, gekoppelt mit synkopischen, getriebenen Rhythmen. Dazu noch die Stimme der (immer gut gewählten Lead-Sänger) – fertig sind echte Bretter wie  „Souled Out“, „What Is Hip?“, „Diggin‘ On James Brown“ (der Höhepunkt eines jeden Gigs) oder „Soul With A Capital S“. Die Musiker von Tower Of Power – oder „TOP“, wie die Band von Fans genannt wird – spielen regelmässig bei Produktionen und Konzerten anderer Künstler mit. Darunter so bekannte Namen wie Carlos Santana, Rod Stewart, die Stones oder Tom Jones. Vermutlich ließ sich Letzterer deshalb auch nicht lange bitten, auf dem neuen TOP-Album „Great American Soulbook“ mitzuwirken.

(Achtung, Überleitung!) Denn auf der 2009 erschienenen Scheibe geben sich viele internationale Musikgrößen die Ehre. Neben dem „Tiger“ Tom Jones sind dies Joss Stone, Soul-Legende Samuel „Sam“ Moore und Huey Lewis.

Zuletzt hatte ich TOP in der Alten Oper Frankfurt im Februar 2009 live gesehen – und das war richtig funky. Dort hatte die Band auch schon die ein oder andere Nummer des neuen Albums im Gepäck. Meine Erwartungen an die neue (16.!) Scheibe waren entsprechend hoch. Und sie wurden – das kann ich schonmal vorwegnehmen – nicht zu 100 Prozent erfüllt. Trotzdem: Die CD ist durch und durch Tower Of Power und bietet Funk & Soul auf allerhöchstem Niveau!

Gleich zu Beginn geht es mit „You Met Your Match“ schonmal ordentlich zur Sache, die Nummer klingt fast ein wenig nach Stevie Wonder. Track 2 „I Thank You“ ist leider nicht so mein Ding. Der typische TOP-Sound kommt mir hier etwas zu kurz. Lied 3 „Loveland“ ist die klassische Soul-Ballade. Gefällt mir! Die Bläser-Section setzt gekonnt Akzente, dazu die fantastische Stimme von Sänger Larry Braggs. Ein wirklich toller Song. Beim Cover von „It Takes Two“ darf Joss Stone ans Mikro. Die Nummer startet pompös und zitiert dabei Earth, Wind and Fire und den Prince-Song „Gold“, verliert danach aber etwas an Tempo. Gleiches gilt für den Billy Paul-Song „Me And Mrs. Jones“. Da hätte man mehr draus machen können.

Das absolute Highlight des Albums ist für mich „Star Time“, ein Medley und Tribut an den verstorbenen James Brown – und was für eins!!! Das ist Tower Of Power! Genau das! Knackige Bläsersätze, die scheinbar mit dem Rasiermesser vom Notenblatt heruntergeschnitten wurden, pointierte Akzente aus der Hammond B3 und ein Bass, der selbst den ambitioniertesten Tänzern die Schuhe auszieht! Besser kann man James Brown nicht huldigen. Ein absoluter Kracher.

Danach verliert „Great American Soulbook“ leider an Tempo und Rafinesse. Track 9 „Since You’ve Been Gone“ und Track 10 „Heaven Must Have Sent Your Precious Love“ bilden nochmal eine positive Ausnahme, aber Tower Of Power können mehr und bleiben für meinen Geschmack zu stark hinter ihren Möglichkeiten zurück. Trotzdem ist das Album auf einem musikalischen Level, den andere Bands selten oder nie erreichen und groovt ordentlich.

Live ist TOP natürlich jenseits von gut und böse – nicht zuletzt aufgrund der Bühnenshow der kultigen Band. Meine Empfehlung lautet: Hört Euch „Great American Soulbook“ an und entscheidet selbst. Eins ist aber klar: Wem das Album gefällt, der hat live noch mehr Spaß!