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Koanst nix mitnemma: Georg Ringsgwandl zwischen Zither und Rock’n’Roll Gitarre

Georg Ringsgwandl kommt mit seiner Band ins Rhein-Main-Gebiet? Alles klar, da muss ich hin, ist der bayerische Musiker und Kabarettist doch ein echter Garant für rockige Songs und Texte voll von bissiger Ironie und schwarzem Humor. Thema des Abends im weiteren Sinne ist „Untersendling“, Name eines Münchner Stadteils, der – nach Aussage des Künstlers – mehrheitlich aus Minderheiten besteht. Gleichzeitig ist „Untersendling“ auch der Titel von Georg Ringsgwandl’s neuem Album.

Tosender Applaus, als der promovierte Mediziner mit seiner Band die Bühne betritt – das Publikum scheint fast ausnahmslos aus Altersgenossen und echten Fans des Bayern zu bestehen. Die Musik groovt, Ringsgwandl singt und spricht in tiefstem Bad Reichenhaller Akzent. Doch schon nach ein paar Liedern fängt er an zu erzählen. Von adipösen Politessen, denen er ein Liebeslied schreiben soll, dem Null-Energiehaus seines Nachbarn, der nicht nur der Vater sondern auch die Oma seiner Kinder ist – oder „Flughunden“, die eine freizeitorientierte Unternehmergattin aus der kasachischen Steppe nach Oberbayern einfliegen lässt. Dabei immer wieder gesellschaftskritische Untertöne, mal mehr, mal weniger subtil in Songs oder „Erfahrungsberichten“ verpackt. Höchst amüsant, teilweise konfus, aber immer mit Niveau – und vor allem weit entfernt von plattem Geschlechter-Nonsens der „Generation Doof“ mit ihren Protagonisten Mario Barth oder Proll-Queen Cindy aus Marzahn. Das tut gut!

Doch nicht nur die Texte, auch die Musik begeistert absolut. Die dreiköpfige Band besteht aus dem Bassisten Sebastian Gieck, Drummer und Keyboarder (teilweise gleichzeitig – Chapeau!) Manni Mildenberger und dem britischen Ausnahme-Gitarristen Nick Woodland. Eine perfekt abgestimmte Truppe, die sowohl die rockigen Songs perfekt zu instrumentieren weiß, als auch funkige, derbe groovende Stücke mit derart viel Herzblut aufs Publikum loslässt, dass es die Leute aus den Latschen haut.

Drei Zugaben gibt der Meister mit der scharfen Zunge zum Besten – letzter Song ist „Koannst nix mitnemma“. Ein wahrer Satz, denn das gilt für uns alle – egal ob „Du der Bäcker bisch‘, der die guaden Brezn backt, oder doch der Metzger, der die fedden Drecksäu‘ schlocht“.