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Würdevoll geschlagen: Drummer Manu Katché gastiert beim Rheingau Musik Festival 2010

„Open Air im Rheingau oder doch lieber Wiesbadener Kurhaus?“ – das war die wohl meist diskutierte Frage unter all denjenigen, die eine Karte für das Manu Katché Konzert am 11. August ergattern konnten. Um 12 Uhr fiel die Entscheidung: Kurhaus. Der Deutsche Wetterdienst hatte gesprochen. Eine Stunde später als auf Schloss Vollrads, um 20 Uhr, kommt Manu Katché samt dreiköpfiger Band auf die Bühne des Thiersch-Saals. Das ausverkaufte Haus tobt, obwohl das Ausnahmetalent am Schlagzeug noch keinen Ton gespielt hat.

Der Abend steht ganz im Zeichen des aktuellen Albums „Third Round“. Und schon die CD gibt einen ersten Vorgeschmack auf das, was in den nächsten 90 Minuten folgt: Eine spielfreudige Band, „dirigiert“ und angetrieben durch den Mann am Schlagzeug. Er ist Triebwerk und Treibstoff, Navigator und Kapitän in einer Person. Dabei versteht er es wie kein Zweiter seines Fachs, die zu Zuhörer zu verzaubern. Im Gegensatz zu den Meisten seiner Kollegen am Drumset schafft er den perfekten Spagat zwischen lauten und leisen Tönen. Er steht nur selten direkt im Mittelpunkt, ist aber immer involviert. Unaufdringlich, markant, mit sehr viel Stil und noch mehr Rhythmusgefühl geht der 1958 geborene Franzose zu Werk. Mal streichelt er Snare und Hi-Hats mit den Besen, mal bearbeitet er Toms und Becken rasant mit den Sticks. Und wer Schlagzeugern bislang immer den pauschalen Stempel „Grobian“ aufgedrückt hat, der wird bei Manu Katché definitiv eines Besseren belehrt.

Die Songauswahl erweist sich als genau richtig, schnelle, groovige Stücke wie „Keep On Trippin’“ folgen auf Balladen, darunter das grandios-melancholische „Springtime Dancing“ oder das herrlich gefühlvolle „Une L’Arme Dans Ton Sourire“. Die Band indes präsentiert sich wie aus einem Guss – harmoniert perfekt, die Musiker verstehen sich blind. Besonders gefällt Alfio Origlio am Piano, der für seine Soli auch gerne mal gleichzeitig in die Tasten des Fender Rhodes und des Flügels haut. Virtuos präsentiert sich auch der Norweger Tore Brunborg am Saxophon, der die wunderschönen Melodien perfekt intoniert und mit seinem Instrument fast über den Wolken aus Piano-Akkorden zu schweben scheint. Auch Laurent Vernerey am Bass macht seine Sache gut – leider darf er solo-technisch nicht ganz so häufig ran – obwohl er es bestimmt gekonnt hätte.

Optisch abgerundet wird die musikalische Darbietung durch stimmungsvolle Projektionen. Bei vielen Künstlern übertrieben, setzt der VJ die visuellen Effekte bei Manu Katché genau richtig und sehr dezent ein. Das Ergebnis ist ein stimmungsvoller Gesamteindruck auf höchstem Niveau.

Nach zwei Zugaben – die erste mit einem furiosen, minutenlangen Drum-Solo – ist Schluss. Manu Katché zeigt sich als wahrer Gentleman und bedankt sich mehrfach beim hochzufriedenen Publikum, das Künstler und Band frenetisch feiert. Ein toller Abend mit wirklich großartiger Musik. Chapeau, Monsieur Emmanuel.